Systematische Homöopathie

Der indische Homöopath Dr. Rajan Sankaran entwickelte in den letzten 15 Jahren eine Anamnesemethode (Gesprächsführung), mit deren Hilfe man schrittweise zu den krankmachenden Grundmustern (Sankaran nennt sie Vitalempfindung) des Patienten gelangen kann.

Diese Muster finden sich bei allen Menschen. Sie treten als Krankheiten in bestimmten Lebenssituationen, zwar sehr individuell, aber immer wieder in gleicher Form auf.

Wir alle kennen das: Auf bestimmte Auslösesituationen reagieren wir jedes Mal gleich gestresst (= krankmachend) und kommen nicht aus diesen Reaktionen heraus, obwohl wir vielleicht sogar erkennen, dass gerade wieder unser altbekanntes Muster abläuft.

Ziel der homöopathischen Behandlung ist es, möglichst die Vitalempfindung des Patienten, d. h. seine krankmachenden Muster zu erfassen und ihn dann mit einem ihm entsprechenden homöopathischen Arzneimittel über eine gewisse Dauer zu behandeln und begleiten. Der Patient soll in die Lage versetzt werden, auf die für ihn stressauslösende Situationen gelassener zu reagieren.

Die neue Art der Gesprächsführung hat für den Patienten den Vorteil, dass er evtl. schon während der Anamnese spürt und herausfindet, was ihn so krank gemacht hat, d.h. er hat die Möglichkeit, aktiv an seiner Heilung mit zu wirken.

Mit der Vitalempfindungs- Methode läuft die Heilung über zwei Wege: Der Patient kann sich selbst seiner Krankheit “bewusst” werden und er bekommt einen Impuls durch das homöopathische Heilmittel, was einen Gesundungsprozess auf einer “unbewußteren” Ebene in Gang bringt und erhält.

Das Besondere an der sog. Systematischen Homöopathie ist aber nicht nur die Anamnesemethode, sondern auch, dass die Arzneimittelfindung über verschiedene sich ergänzende Systematiken aus der Biologie und Chemie erfolgt. Interessanterweise ergänzen sich hier die Erkenntnisse aus Naturwissenschaft und Homöopathie.

Bahnbrechend war z. B. die Erkenntnis des niederländischen Homöopathen und Chemikers Jan Scholten, dass das Periodensystem der chemischen Elemente „eine Landkarte der menschlichen Entwicklung von der Geburt bis zum Tod“ (Sankaran) darstellt und man das Periodensystem zur homöopathischen Behandlung nutzen kann.

Jedes Element stellt quasi eine Entwicklungsstufe im menschlichen Dasein dar. Wenn jemand an einer bestimmten Stufe seiner Entwicklung eine Blockade oder ein Trauma erlebte, kann man ihm mit der Verschreibung des entsprechenden Minerals in homöopathischer Dosis über diese Blockade hinweghelfen.

Ein weiteres Beispiel für ein System, was die Natur für uns bereitgehalten hat und nun von Sankaran entdeckt wurde, ist dass Pflanzen verschiedene Empfindungen haben, aber die Pflanzen, die aus einer Pflanzenfamilie stammen, vergleichbar sind in ihrer Empfindung.

Beispielsweise kennen viele das homöopathische Arzneimittel Arnika und wissen, dass es ein Heilmittel bei Schlag- und Stoßverletzungen ist. Arnika gehört zu den Compositae (=Korbblütlern). Sankaran fand heraus, dass alle Korbblütler in den Arzneimittelprüfungen die gemeinsame Empfindung haben, „verletzt worden zu sein“. Dies erklärt uns also, weshalb diese Arzneimittel so hervorragende Verletzungsmittel sind.

Pulsatilla (Foto: Brigitta Scharf-Lehnen)

Die Ranunculaceen z.B., zu denen die bekannte Pflanze Pulsatilla (Küchenschelle) gehört, hat dagegen die Empfindung von blankliegenden, überempfindlichen Nerven und Reizbarkeit.

Die Systeme entsprechen also den jeweiligen Naturreichen (Mineral, Pflanze, Tier) und weisen eine Kongruenz zu den bekannten naturwissenschaftlichen Systemen der Chemie und Biologie auf. Mittlerweile arbeiten Homöopathen aus aller Welt  an der Erweiterung und Vertiefung der Systematischen Homöopathie.

Hummel (Foto: Brigitta Scharf-Lehnen)